BUDAPEST

Eine Stadt voller
Schönheit und schockierender Homo-Feindlichkeit

November 2019

Zwei frisch verliebte junge Frauen, bereiteten sich auf ein Abenteuer vor. Der Flug startete früh am Morgen und wir konnten es kaum erwarten, die Hauptstadt von Ungarn zu erkunden.

Budapest, die Stadt, die auf beiden Ufern der Donau liegt, bietet eine einzigartige Kultur, Geschichte und Schönheit. Wir freuten uns darauf, ihre historischen Sehenswürdigkeiten, die aufregende Kunstszene und die leckere Küche zu erleben.

Lass uns aufbrechen und Budapest erobern - war unser Motto...

Planlos durch Budapest

Wir waren so aufgeregt und voller Vorfreude auf ein verlängertes Wochenende in Budapest. Bevor es für uns nach unserer Ankunft frühmorgens (6 Uhr!!) in unser Air BnB ging, hatten wir uns dafür entschieden, in einem Café frühstücken zu gehen. Naja, so früh nahm uns auch die Unterkunft nicht auf.

Wir wollten den ersten Tag in vollen Zügen genießen und uns einen Überblick über die Stadt verschaffen, in dem wir planlos kreuz und quer durch die Stadt liefen.

Auf Entdeckungstour

Die berühmte Kettenbrücke war eines unserer ersten Ziele. Als wir dort ankamen, waren wir von ihrer Architektur beeindruckt. Sie ist ein wahres Meisterwerk der Ingenieurkunst und wir bekamen Lust auf mehr! 

Als nächstes stand die Fischerbastei auf unserem Programm, die uns mit einem fantastischen Ausblick über Budapest begeisterte. Wir kamen da schon nicht mehr aus dem staunen raus. Obwohl es sehr voll um uns herum war, interessierte uns das nicht im Geringsten.

Weiter ging es zum Gellértberg, der höchste Punkt am Westufer der Donau. Von hier aus hatten wir einen wunderschönen Panoramablick über die Stadt, wir konnten uns nicht satt sehen. Zum Glück gab es dort eine Schenke, an der man sich das ein oder andere Bier kaufen konnte.  Was wir selbstverständlich taten… und dann wurde es gänzlich perfekt und romantisch, denn die Sonne ging langsam unter. Was ein Sonnenuntergang!

Apropos Schönheit, habt ihr schon einmal die Architektur der Häuser in Budapest gesehen? Es ist einfach unglaublich! Jedes Haus hat seinen eigenen Charme und Stil. Einige sind im Barockstil gebaut, während andere im neoklassizistischen Stil erbaut wurden. Es ist, als würde man durch ein architektonisches Museum spazieren.

Jeden Abend besuchten wir ein traditionelles ungarisches Restaurant und probierten uns an der köstlichen ungarischen Küche. Damals war uns das Fleisch nicht so fremd, weswegen uns die Küche sehr gefiel. 

Parlamentsgebäude
Zitadelle auf dem Gellértberg

Doch wieso heißt es nun homofeindliches Budapest?

Es gab genau einen Moment in dem ich aus der Haut fahren musste und ein anderes Mal hatte ich Angst, dass es eventuell gefährlich für uns wird.

Bei der ersten Situation hielten wir an einer Straße und warteten auf die Ampel. In einem alten Opel saß ein etwas grimmiger älterer Mann, der uns schräg ansah. Das fiel mir direkt auf, doch ich hatte mir nichts dabei gedacht, da wir uns nicht auffällig verhielten. Ich hatte meine beiden Hände in meiner Winterjacke, wobei Jana mit einem Arm um meinen umschlungen und ihre Hand ragte mit in meine Jackentasche. Für mich hätten es auch Schwestern oder Freundinnen sein können.

Die Ampel schlug auf grün um und wir liefen los. Meine Ohren waren gespitzt, weil das ungute Gefühl ja nun da war und auch nicht weg wollte. Kaum waren wir über der Straße, hörte ich ein Rotzgeräusch von hinten und sah auf Jana’s Jacke. Tatsächlich hatte er sie getroffen. Ein ekliger Rotzfaden lief Jana’s Rücken runter und ich konnte mir nicht anders helfen, als diesem alten Ekelprotz den Stinkefinger hinterher zu zeigen.

Die Stimmung war für die ersten Minuten getrübt, doch wir standen drüber und haben uns danach auch nicht noch mehr versteckt als so schon.

Bei einer anderen Situation waren wir im Szimpla Kert, was auf ungarisch „Ruinenkneipen“ bedeutet.
Ein wirklich sehr cooler und empfehlenswerter Ort an dem sich alles und jeder trifft. Auf zwei Ebenen gibt es von verschiedenen Pubs bis Foodmarket, von Shisha rauchen in der Badewanne bis Fahrradflohmarkt, Kunstgalerien und Live-Musik, alles. Der Ort gefiel uns auf Anhieb und so aßen wir eine Kleinigkeit auf der oberen Ebene und setzten uns anschließend im unteren Bereich in ein Boot. Ja richtig, es war ein kleines Boot aus Holz mit 6 Sitzmöglichkeiten, inmitten von der riesigen Lagerhalle. Wir tranken Bier und sprachen über Gott und die Welt. Irgendwann fragten uns zwei Männer in unserem Alter nett, ob sie sich zu uns setzen      dürften. Selbstverständlich, und wir fingen an uns nett zu unterhalten. Mal zu viert, mal zu zweit. Es war laut, feucht und fröhlich… Irgendwann blickte Jana in meine Richtung und sagte: „Ich wurde nach einem Freund gefragt. Ich würde jetzt einfach erzählen, dass wir zusammen sind.“ ich atmete tief ein und bevor ich fragen konnte, ob sie es für eine gute Idee hielt, war es schon ausgesprochen. Beide Männer hatten sich gegenseitig angesehen, wiederholten die Worte und fragten unglaubwürdig und fingerzeigend „Ihr zwei seid zusammen?“ – Das war der Moment in dem ich dachte, das auch dieser Ort uns im Zweifelsfall nicht schützen könnte.

Letztendlich ist es nicht eskaliert, das Thema wurde aber zu einer hitzigen Diskussion. Die beiden kamen aus einem einstündig entfernten Dorf und kennen keine homosexuelle Person bzw. kamen mit dem Thema noch nie in Berührung. Da ist es klar, dass die Denkweise sehr konservativ ist und das ganze Thema für sie nicht der Norm entspräche. Wir feuerten mit Floskeln “jeder kann doch lieben, wen er oder sie will“ und dass man dies doch auch gar nicht steuern könnte. Zum Teil haben die sehr nachdenklich gewirkt, aber meistens eher mit Fragenzeichen in den Augen. 

Am Ende denke ich nicht, dass wir die beiden zum Umdenken gebracht haben, aber immerhin sind wir auch nicht mit einem blauen Fleck ums Auge nach Hause gekommen 😉

 

Fazit

In Summe kann man sagen, dass die Stadt wunderschön und reich an Kultur und Architektur ist. Doch das Gefühl von Unbehagen kann die Freude trüben, wenn man nicht die Freiheit hat, sich so zu verhalten, wie man es möchte. Damals gingen wir sehr unbedarft an die Sache heran und hätten nicht gedacht, dass man sich in einer konservativen Gesellschaft so unwohl fühlen kann.

Wir hatten dennoch eine wunderschöne Zeit zusammen und bereuen unseren ersten gemeinsamen Trip nicht!

Szimpla Kert
Matthiaskirche
St. Stephans Denkmal

LASS DICH INSPIRIEREN